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Ich brauche nur Musik! In Memoriam Hady Wolff

Ein langes Leben für die Musik ging am 19. März zu Ende. Hady Wolff ist im gesegneten Alter von 92 Jahre gestorben. Wir bleiben zurück in Trauer, aber auch in tiefer Dankbarkeit für das, was er uns über viele Jahrzehnte mit seiner liebenswürdigen Art und seiner unvergleichlichen Musikalität geschenkt hat.

Hady war immer ruhig und bescheiden im Hintergrund – und dabei war gerade er einer der ganz Großen, dem in Sachen musikalischer Perfektion nur ganz wenige das Wasser reichen konnten und können! Egal ob an der Orgel oder am Piano: Hady war ein Magier der Harmonien, ein Perfektionist und Virtuose ersten Ranges, und er verstand es, jeder Art von Musik eine Seele zu verleihen. Dazu brauchte es keine großen Show-Effekte, sondern einfach nur sein herausragendes musikalisches Genie. 

Hady Wolff sagt selbst einmal von sich, dass er eigentlich nicht viel braucht im Leben, außer Essen, hin und wieder mal etwas Schlaf und ansonsten nur Musik, Musik und nochmal Musik! Diese besondere Leidenschaft merkte man schon nach wenigen Takten, wenn er sich an die Orgel oder das Piano setzte. Da perlten die Melodien und Harmonien in allen möglichen und aberwitzigen Kombinationen nur so aus dem Instrument, immer auf den Punkt, immer wieder überraschend, durch alle Tonarten, von Dur nach Moll und umgekehrt. Der Spielwitz, aber eben auch die Präzision sowie das musikalische Gespür dieses Mannes und vor allem sein Verständnis für die Harmonien und ihr Zusammenspiel waren einzigartig, ja atemberaubend. 

Hady Wolff wurde in Göttingen geboren. Der Vater und auch der Großvater waren sehr musikalisch, und so lauschte Hady bereits als Kind gebannt den Schumannschen Klavierkonzerten und anderen Werken, die insbesondere sein Großvater zum Besten gab. Die Musik faszinierte Hady Wolff bereits in Kinderjahren mehr als alles andere. Die ersten Klavierstunden bekam er dann bei seinem Vater. Und so konnte Hady früher Noten lesen als Buchstaben. Mit 10 Jahren kam er an das Musische Gymnasium in Frankfurt am Main. Hier lernte er zusammen mit rund 220 ausgesuchten Schülern, alles besondere, förderungswürdige Talente. Und entsprechend streng, ja fast militärisch – es waren eben andere Zeiten – war die Ausbildung. Das musikalische Rüstzeug, dass Hady Wolff in dieser Zeit mitbekam, mochte er dennoch nicht missen. 

Wäre es nach seiner Mutter gegangen, so hätte der junge Hady eine Karriere als Kirchenorganist angetreten. Und so kam es, dass Hady an der Landeskirchenmusikschule in Hannover angemeldet wurde. Die Aufnahmeprüfung absolvierte er quasi „aus dem Handgelenk“. Doch wohl fühlte er sich dort nicht. Nach nur 6 Wochen verließ er die Schule wieder. Eine klassische Sängerin erkannte zu dieser Zeit Hadys förderungswürdiges Naturtalent und meldete ihn kurzerhand und ohne ihn vorher zu fragen bei der Akademie für Kunst und Theater in Hannover zur Aufnahmeprüfung an. Die Aufnahmeprüfung meisterte er auch hier mit Bravour. Das neue Karriereziel, das man an dieser Schule für Hady Wolff auserkor, war Konzertpianist. Aber auch das war nichts für ihn. Ihm war die reine klassische Linie zu eintönig. Ihn begeisterte vor allem der Jazz, die Bigband-Musik von Benny Goodman, Count Basie und all den anderen. Er ging den Weg in diese Richtung weiter, und so verschlug es ihn schon bald nach Bremerhaven, wo er in Jazzbars und schließlich in einer Showband spielte, mit der er einige Jahre auf Tournee war. Sein Talent sprach sich herum und Mitte der 1960er Jahre gab es sogar eine Anfrage des Orchesters von James Last, das gerade aufgebaut wurde, ob er nicht die Tasten in der Band übernehmen wolle. Damals hat Hady sich nicht durchringen können, diesen Job anzunehmen… eine Entscheidung, die aus späterer Sicht wohl falsch war, wie er uns einmal bestätigte.  

Aber internationale Erfolge konnte Hady Wolff schließlich doch feiern, nachdem er 1975 zum noch jungen Orgelbauer Wersi kam. Als der Erfolg mit den Selbstbauorgeln und später auch Instrumenten wie dem Pianostar bei Wersi einsetzte und das Unternehmen auch immer internationaler auftrat, schickte es Hady Wolff durch die ganze Welt, um die Orgeln und Pianos der Marke zu repräsentieren. 

Bei Wersi war Hady Wolff bis 1989 tätig. Über seine Tätigkeit dort lernte Hady auch seiner spätere Lebenspartnerin kennen, mit der er bis zuletzt glücklich zusammen war und in ihrer Heimat Belgien wohnte. Seiner großen Liebe, der Musik, ist Hady Wolff ebenfalls bis zuletzt treu geblieben. Neben seinen spielerischen Fähigkeiten war er zudem ein enormer Kenner, mit dem man stundenlang über alle Aspekte der Musik, über Künstler und Klassiker, Harmonien und viele weitere Themen der Musik fachsimpeln konnte. Und Hady war der beste Beweis dafür, dass die Beschäftigung mit der Musik bis ins hohe Alter die grauen Zellen fit hält. Wir werden die ausführlichen Gespräche mit ihm ebenso vermissen wie seine fantastische Musik. Machs gut, Hady!

Claus Riepe

Hier gibt es das Album Keys A GoGo mit Hady Wolff zum Streamen




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